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Ganzheitliche Gesundheit - Zur Synergie von Bowen, Holotropes Atmen und SoulCollage

Eine Freundin hat mir Bowen für meine chronischen Schmerzen empfohlen. Bowen soll da ja toll sein und die Beschreibung auf deiner Webseite spricht mich auch sehr an. Aber was haben Holotropes Atmen, SoulCollage und geführte Trancereisen mit Schmerzbehandlung und Gesundheit zu tun?

Die heutige Frage eines Klienten, bekomme ich nicht zum ersten Mal gestellt. Und die Überraschung ist häufig groß, wenn ich die unterschiedlichen Methoden kombiniere und zum Beispiel anstelle einer reinen Bowen Körperbehandlung auch eine Trancearbeit mache, eine SoulCollage Karte gestalten lasse oder Holotropes Atmen empfehle. Deshalb möchte ich in diesem Artikel kurz darstellen wie diese Methoden miteinander harmonieren und warum es sinnvoll sein kann, sie zu kombinieren.


Graphik von Sonja Busch, die beschreibt wo und wie Holotropes Atmen, Bowen Therapie und SoulCollage im Rahmen eines prozessorientierten Gesundheitsverständnisses in einem therapeutischen Transformationsprozess unterstützend auf der physischen wie psychischen Ebene wirken: Schmerzlinderung, Traumaheilung, Regulierung des Nervensystems, kreativer Ausdruck und Flow


Prozessorientiertes und multi-modales Gesundheitsverständnis


Ich habe ein prozessorientiertes Gesundheitsverständnis und einen multi-modalen Blick auf Schmerz oder wie man so schön sagt, Körper-Seele-Geist stellen eine Einheit dar und ich kann gerade, wenn ich mit Schmerz arbeite nicht die eine von der anderen Ebene trennen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass psychische und emotionale Faktoren einen direkten Einfluss auf die körperliche Gesundheit haben und dass körperliches Unbehagen nicht allein auf körperliche Verletzungen oder Dysfunktionen zurückzuführen ist.


Schmerz kann als komplexe Wechselwirkung von physischen, emotionalen und energetischen Faktoren auftreten. Auch aus der Traumaforschung ist seit langem bekannt, dass alles, was wir erleben angefangen bei der Zeugung und dem perinatalen Erleben in unserem Körper gespeichert ist. Studien aus der transgenerationalen Traumaforschung zeigen, dass dies nicht nur für biographisches und perinatales Erleben der Fall ist, sondern auch für transgenerationale Traumata, also Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern und wahrscheinlich auch darüber hinaus, die Einfluss auf unsere (psychische) Gesundheit, unsere Beziehungsgestaltung und die Epigenetik haben (Sotero de Menezes et al. 2016).


Ein integrativer Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend, um langfristig Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.

Dabei ist Gesundheit ein dynamischer und fortlaufender Prozess, der auf der Erkenntnis basiert, dass Gesundheit nicht nur das Fehlen von Krankheit ist, sondern ein Zustand des Gleichgewichts und der Harmonie auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene. Im Rahmen eines prozessorientierten Gesundheitsverständnisses wird die Betonung auf die Förderung von Selbstheilungskräften und die Unterstützung des individuellen Gesundheitsprozesses gelegt. Es geht darum, die natürlichen Fähigkeiten des Körpers zur Regeneration und Selbstregulierung zu stärken und zu aktivieren.


Dabei werden nicht nur die Wechselwirkungen zwischen Körper, Seele und Geist sondern auch die Einflüsse der Umwelt und des sozialen Kontexts auf die Gesundheit berücksichtigt. Ursachenfindung und die Förderung eines ganzheitlichen Wohlbefindens stehen im Zentrum. Es wird anerkannt, dass jeder Mensch einzigartig ist und verschiedene Bedürfnisse, Ressourcen und Lebensumstände hat. Daher wird bei der Behandlung und Unterstützung individuell auf den jeweiligen Prozess und die Ziele des Einzelnen eingegangen.


Die Konzentration auf einen prozessorientierten Ansatz zur Gesundheit, ermöglicht Veränderung und Transformation auf allen Ebenen.


Meine Methoden: Bowen, Holotropes Atmen und SoulCollage


Bowen Körpertherapie – Ein sanfter Ansatz zur Schmerzlinderung


Die Bowen-Körpertherapie ist eine sanfte faszienorientierte Methode, die darauf abzielt, das körpereigene Regulationssystem zu aktivieren und die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bowen-Therapie positive Auswirkungen auf die Schmerzlinderung, die Stressreduktion und die Verbesserung der Lebensqualität bei verschiedenen Erkrankungen hat (Rapidis et al., 2005; Godfrey et al., 2011).


Durch sanfte Berührungen und gezielte Bewegungen werden Spannungen und Blockaden im Körper gelöst, was zu einer Verbesserung aller körpereigenen Systeme (zum Beispiel Herz-Kreislauf System, Verdauungssystem, Hormonsystem, Lymphsystem) und zur Förderung des Wohlbefindens führt. Gleichzeitig setzt jede Bowen Behandlung am Nervensystem an und hilft hier der Selbstregulation und Entspannung. Bei dem speziellen Ansatz des Body-Mind Bowen können hier auch Traumata bewusst gemacht und auf körperlicher, emotionaler und energetischer Ebene gelöst werden.


Damit ist Bowen auch unter anderem bei psychischer Anspannung, Stress, Burnout, Panikattacken und leichten Depressionen hilfreich.

Holotropes Atmen – Das Tor zum Bewusstsein


Das Holotrope Atmen ist eine Methode aus der transpersonalen Psychologie, die mit Hilfe von Atmung, Musik und einem sicheren Set & Setting ermöglicht, einen erweiterten Bewusstseinszustand zu erreichen. In diesem Zustand ist tiefe Selbsterkenntnis, das Auflösen alter Muster sowie der Zugang zu unbewussten Material und auch traumatischen Erfahrungen möglich. Menschen können neue Perspektiven gewinnen, hinderliche Muster loslassen und einen tiefgreifenden und selbstermächtigenden Transformationsprozess durchleben. Physische oder emotionale Spannungen und Schmerzen werden hier durch eine bestimmte Form der Körperarbeit (Focused Energy Release), die vom Klienten selbst bestimmt wird, gelöst.


Studien haben gezeigt, dass das Holotrope Atmen zu einem gesteigerten Gefühl des Wohlbefindens, einer verbesserten mentalen Gesundheit und einer erhöhten Lebenszufriedenheit führen kann (Ravenscroft et al., 2019; Ramaekers et al., 2020). Die Entdeckung des Selbst, mehr Authentizität und eine tiefe Verbindung zum und Vertrauen ins Leben entwickeln sich im Rahmen des Prozesses. Für mehr Informationen siehe auch das Glossar zum Holotropen Atmen.

SoulCollage – Kreative Selbstreflexion für Ganzheitliche Gesundheit


SoulCollage®, entwickelt von Seena Frost, ist ebenfalls an die Transpersonale Psychologie angelehnt und basiert auf den Prinzipien der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung sowie der Psychosynthese von Roberto Assagioli.


SoulCollage® nutzt kreative Ausdrucksformen wie das Erstellen von persönlichen Collage-Karten und Schreiben für einen ressourcenorientierten Zugang zu Wohlbefinden und dem eigenen Dasein. Dabei ist es möglich Zugang zu inneren Persönlichkeitsanteilen sowie zu Archetypen zu erhalten. Diese Methode kann verwendet werden, um die Integration von Erfahrungen aus dem Holotropen Atmen zu unterstützen, mit emotionalen Herausforderungen und Konflikten im privaten wie beruflichen Kontext umzugehen und Entscheidungsprozesse zu fördern.


Es ist auch möglich über die Collage-Karten mit dem Körper und zum Beispiel Krankheitssymptomen in Kontakt zu gehen und ein tieferes Verständnis für die Ursachen sowie mögliche Heilungswege zu erlangen.


Studien zeigen, dass expressive Kunsttherapie wie SoulCollage einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit haben kann (Lusebrink, 2012; Reynolds et al., 2019). Durch den kreativen Prozess der Gestaltung werden neue Verbindungen hergestellt und so genannte "Freeze States" können durchbrochen werden.

Um deine erste eigene SoulCollage Karte zu erstellen, folge dieser Anleitung.

Die Synergie der Methoden


Die Verbindung von Bowen-Körpertherapie, Holotropem Atmen und SoulCollage schafft eine kraftvolle Synergie, die es ermöglicht, Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen. Sie harmonieren miteinander, da sie angelehnt an das prozessorientierte Gesundheitsverständnis auf denselben Prinzipien beruhen:

  • Es gibt eine innere Weisheit, die jedem Menschen zugänglich ist, wenn er sich auf die innere Reise in sein Unbewusstes begibt.

  • Die Antworten liegen bereits im Menschen verborgen, das heisst der/die Therapeut:in ist nicht Experte, sondern in einer unterstützenden Rolle, Impulsgeber:in und Wegbegleiter:in.

  • Die Selbstheilungskräfte können auf der physischen, psychischen und energetischen Ebene aktiviert werden und die einzelnen Ebenen bedingen sich gegenseitig und stehen in Korrespondenz zueinander.

  • Jeder Mensch ist einzigartig und auf einem ganz individuellen Lebensweg, der Achtsamkeit und Respekt verdient.

  • Das therapeutische Setting, nämlich die Herstellung eines sicheren Raumes im innen wie im außen und eine tragfähige sichere therapeutische Beziehung sind ausschlaggebend, um sich auf den inneren Weg begeben zu können.

  • Für die Herstellung eines sicheren inneren Raumes, ist die Arbeit über den Körper, den "Felt Sense" und das Nervensystem unabdingbar.

  • Eine sichere Gruppe wie sie beim Holotropen Atmen und auch bei der SoulCollage® hergestellt werden kann, bietet einen weiteren Raum der Selbstentdeckung. Zu erleben, dass Leid geteilt werden kann, in der eigenen Vulnerabilität gesehen zu werden und von anderen selbstlose Unterstützung zu erfahren, bietet die Möglichkeit auch auf der Beziehungsebene alte Ängste und Verhaltensmuster zu überschreiben und zu verändern.

  • Ein nachhaltiger Transformationsprozess braucht Selbstverantwortung und Eigeninitiative.


Und was bedeutet das in der Praxis?


Ich möchte hier ein Beispiel aus der Praxis geben, das aufzeigt wie die Methoden ineinander greifen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede/r alles ausprobieren muss. Manche Menschen kommen einfach zum Bowen, andere zum Holotropen Atmen oder einem SoulCollage® Workshop. Das ist je nach Symptomatik und Lebenssituation sehr individuell.


Beispiel: Bandscheibenvorfall

Ein Mann um die 30 kommt mit Bandscheibenvorfall im unteren Rücken in die Praxis gehumpelt. Er erzählt, dass er sein Leben lang Sport treibt und sich überhaupt nicht erklären kann, wieso er plötzlich einen Bandscheibenvorfall hat, der ihn komplett aus seinem aktiven Leben reisst. Er kann nicht mehr sitzen, kaum gehen und weiss nicht wie er seinen anspruchsvollen Job mit viel Reisetätigkeit in diesem Zustand ausüben soll. Wir beginnen mit drei wöchentlichen Bowen Behandlungen, auf die der Klient sehr gut anspricht. Die Schmerzen werden leichter und die dazugehörigen Übungen führen dazu, dass er auch wieder gelenkiger wird. Längeres Sitzen ist jedoch noch nicht möglich.


Bei einer der Folgesitzungen beginnt der gesamte Körper nach wenigen Bowengriffen zu kribbeln und ein starker Schmerz breitet sich im ganzen Körper aus. Als ich den Klienten frage, ob er Erinnerungen an solch eine Schmerzsituation hat, steigen verschiedene Bilder aus seiner traumatischen Kindheit, die von Gewalt geprägt war auf. Ich lade den Klienten ein diese Erinnerungen soweit es möglich ist zuzulassen. Ein starkes Gefühl von Angst steigt auf der der Klient beginnt erst an an den Beinen und dann im ganzen Körper zu zittern. Nach ein paar Minuten hört das Zittern auf, die Angst löst sich.

Auf einmal kann ich frei atmen. Bis ganz unten. Ich glaube ich habe den größten Teil meines Lebens die Luft angehalten.

Der Klient wirkt sehr erleichtert und lächelt gelöst. Zwei Wochen später berichtet er, dass er keinerlei Schmerzen mehr hat. Durch die Erfahrung neugierig geworden, nimmt er auch an mehreren Holotropen Atemsitzungen teil, die ihm erlauben seine Kindheitserlebnisse weiter aufzuarbeiten und ein COEX System zu entdecken, dass mit der Somatisierung von Schmerz zu tun hat.


Ein Jahr später sind nicht nur seine Rückenschmerzen komplett verschwunden, sondern allerlei Beschwerdebilder von Verdauungsproblemen bis zu Zähneknirschen haben sich in Luft aufgelöst bzw. treten nur noch in extremen Stresssituationen auf. Der Klient sagt dazu:

Das sind wunderbare Warnsignal, die mir zeigen, dass ich mal wieder nicht meine eigenen Grenzen achte und einfach achtsamer mit mir umgehen muss. Ich mache dann erstmal einen Spaziergang und schaue, was es braucht.


Referenzen:

  • Godfrey, C. M., Morgan, P., & Smith, C. M. (2011). Bowen technique for fibromyalgia: a systematic review. Complementary Therapies in Clinical Practice, 17(4), 249-253.

  • Lusebrink, V. B. (2012). Art Therapy and the Brain: An Attempt to Understand the Underlying Processes of Art Expression in Therapy. Art Therapy, 29(3), 125-133.

  • Rapidis, A. D., Kokkalis, Z. T., & Antonopoulou, M. D. (2005). A case series on the efficacy of the Bowen technique for frozen shoulder. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 9(3), 236-241.

  • Ramaekers, B. L. T., Timmerman, M. E., Weggelaar, L. W., van Asseldonk, E. J., & Hutschemaekers, G. J. M. (2020). Effects of Holotropic Breathwork on Mental Health: A Randomized Controlled Trial. Frontiers in Psychology, 11, 564399.

  • Ravenscroft, N., Barone, M., & Rachman, A. (2019). The impact of Holotropic Breathwork on mental health and everyday functioning. European Journal of Integrative Medicine, 29, 100927.

  • Reynolds, K. C., Haeyen, S., & Lomas, T. (2019). The Effectiveness of Art Therapy for Anxiety in Adults: A Systematic Review of Randomized and Non-Randomized Controlled Trials. PLOS ONE, 14(8), e0220109.

  • Sotero de Menezes, L., Seganfredo, A. C., & Volchan, E. (2016). Intergenerational transmission of trauma and resilience: A literature review. Frontiers in Psychology, 7, 1163.



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