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Die wichtigsten Begriffe rund ums Holotrope Atmen - ein Glossar

Holotropic Breathwork oder auf deutsch Holotropes Atmen ist eine erfahrungsbasierte therapeutische Methode, die in den 70er Jahren von dem Psychiater Dr. Stanislav Grof, einem Pionier der Bewusstseinsforschung und seiner Frau Christina Grof entwickelt wurde. Der Atem in Begleitung von Musik dient hier als Tor in einen erweiterten heilsamen Bewusstseinszustand, der es erlaubt das Unbewusste zu erforschen, psychische wie physische und energetische Blockaden zu erkennen und zu lösen sowie sich dem Mysterium des Lebens zu öffnen.

Um einen sicheren Rahmen und Qualitätsstandards zu gewährleisten ist Holotropic Breathwork seit den 80er Jahren markenrechtlich geschützt und darf ausschließlich von GTT (Grof Transpersonal Training) ausgebildeten Facilitatorn angeboten werden.


Inzwischen hat sich das Holotrope Atmen zu einer wichtigen Praktik in der Transpersonalen Psychologie entwickelt und ist in vielen Ländern weltweit, vor allem aber in Nordamerika und Europa zugänglich.


Glossar Holotropes Atmen - Holotropic Breathwork

Dieses Glossar ist eine Zusammenstellung der wichtigsten Begriffe, die mit dem Holotropen Atmen in Zusammenhang stehen, um ein besseres Verständnis dieser faszinierenden Methode zu vermitteln. Die Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge gelistet.


Inhaltsverzeichnis


APS

Das "Awareness Positioning System" ist ein System, dass es jedem Menschen erlaubt äußere Ereignisse, die einem im Leben triggern (zum Beispiel in Beziehungen mit Partner, Familie, Vorgesetzten oder Kolleg:innen) nach innen zu nehmen und zu nutzen, um inner-psychische Prozesse zu erkennen, zu verändern und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. Indem das Bewusstsein weg von dem äußeren Ereignis hin zum inneren Erleben (den Emotionen und Körperempfindungen, die in dem Moment getriggert werden) gerichtet wird, haben wir die Möglichkeit unbewusstes Material ins Bewusstsein zu holen und uns selbst zu erkennen. Eine hilfreiche Frage ist hier: Ist mir das (diese Emotion, dieses Körperempfinden) vertraut und von woher kenne ich es? Wann in meinem Leben habe ich diese Gefühl zum ersten Mal erlebt? Das APS wird damit zu einem Werkzeug, das den inneren Beobachter stärkt und auch im Alltag und bei der Integration holotroper Erfahrungen hilfreich angewandt werden kann.


Atemarbeit

Atemarbeit bezieht sich auf eine Vielzahl von Praktiken und Techniken, bei der die Atmung als ein zentraler Aspekt der menschlichen Erfahrung betrachtet wird und als Eintrittspunkt in tiefere Bewusstseinszustände und den Zugang zu inneren Ressourcen dienen kann. Atemarbeit wird in verschiedenen Bereichen wie Yoga, Meditation, Entspannungstherapie, Traumaheilung und auch im Holotropen Atmen eingesetzt. Dabei wird die Atmung als Werkzeug verwendet, um körperliche, emotionale und geistige Blockaden zu lösen, den Zugang zu tiefen Schichten des Unbewussten zu öffnen und transformative Erfahrungen zu ermöglichen.

Beim Holotropen Atmen wird der Atem in Kombination mit Musik und einem sicheren Set & Setting angewandt, um einen holotropen Bewusstseinszustand zu erreichen.


Atemtechnik

Eine Atemtechnik ist eine spezifische Methode oder Übung, um die Atmung zu regulieren und zu kontrollieren, bei dem häufig spezifische Ziele wie die Verbesserung der Sauerstoffversorgung oder die Entspannung im Vordergrund stehen. Holotropes Atmen ist keine Atemtechnik.


Archetyp

Carl Gustav Jung definierte Archetypen als universelle, symbolische Muster oder Grundmotive des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns, die im kollektiven Unbewussten verankert sind. Sie sind tief in der Psyche verwurzelt und manifestieren sich in Mythen, Träumen, Visionen und kulturellen Überlieferungen. Archetypen sind daher eine Art von psychischen Grundstrukturen, die jedem Menschen aufgrund seiner gemeinsamen menschlichen Erfahrung zugänglich sind. Beispiele für Archetypen sind die Mutter, der Vater, der Held, die Göttin, der Krieger, der Eremit, die Königin, Hexen und Zauberer und viele andere. Sie können eine wichtige Rolle in der individuellen Entwicklung und dem persönlichen Wachstum spielen, indem sie dem Einzelnen helfen, tiefere Ebenen seines Selbst zu erkunden und sich mit den universellen Kräften des Lebens zu verbinden.

Im Holotropen Atmen können Archetypen als symbolische Bilder, Figuren oder Themen, vor allem im Rahmen transpersonaler Erfahrungen auftauchen.


Bewusstseinszustand, holotroper

Ein holotroper Bewusstseinszustand ist ein veränderter bzw. erweiterter Bewusstseinszustand, der im Rahmen des Holotropen Atmens erreicht wird. Er ist durch einen erhöhten Zugang zum Unbewussten und eine Erweiterung des Bewusstseins gekennzeichnet. In diesem Zustand kann unbewusstes und verdrängtes Material bewusst werden und es können außergewöhnliche Erfahrungen und Einsichten auftreten. Dies wiederum führt zu einem tieferen Verständnis des eigenen Selbst und der Beziehung zur Welt. Tiefe Transformations- und Heilungsprozesse auf allen Ebenen können die Folge sein.


Bewusstseinszustand, veränderter

Ein veränderter Bewusstseinszustand bezieht sich auf einen Zustand des Bewusstseins, der sich von einem normalen Wachzustand, also dem Zustand unseres Alltagsbewusstseins unterscheidet. Ein veränderter Bewusstseinszustand kann durch eine Vielzahl von Techniken bzw. Substanzen erreicht werden. Ob es für den Menschen in diesem Zustand möglich ist, Zugang zu Transformation und Heilung zu finden, hängt von der gewählten Methode und dem Set & Setting statt.

Zum Beispiel Alkohol oder Drogen bringen die meisten Menschen ab einer bestimmten Menge in einen veränderten Bewusstseinszustand, der allerdings wenig mit Heilung zu tun hat. Psychedelische Substanzen dagegen können in einem therapeutischen Rahmen genau wie das Holotrope Atmen zutiefst transformierend und heilend wirken.


Biographisches Erleben

Biographisches Erleben bezieht sich auf Erfahrungen und Erinnerungen aus der eigenen Lebensgeschichte. Beim Holotropen Atmen können biographische, perinatale sowie transpersonale Erfahrungen gemacht, bearbeitet und integriert werden.


Breather

Ein Breather ist eine Person, die an einer holotropen Atemsitzung teilnimmt und als Atmender in dem Holotropen Bewusstseinszustand von einem Sitter sowie Facilitator begleitet wird.


Checkout

Checkout bezeichnet den Prozess am Ende einer Holotropen Atemsitzung. Wenn der Atmende wieder in das Hier und Jetzt zurückkehrt, ruft der Sitter einen Facilitator für den Checkout herbei. Im Rahmen dieses Prozesses schaut der Facilitator gemeinsam mit dem Atmenden wie es ihr/ihm geht, ob der Holotrope Prozess für dieses Moment abgeschlossen ist oder ob der Breather noch etwas braucht. In einem gemeinsamen Gespräch wird herausgefunden, ob es zum Beispiel noch Spannungen oder Schmerzen im Körper gibt, ob Emotionen stecken, ob schwierige Momente des Prozesses noch eine Weiterbearbeitung brauchen. Falls es noch etwas braucht, wird der Facilitator so lange mit dem Breather arbeiten (in Form von Gespräch oder Körperarbeit) wie es nötig ist, um den Prozess für diesen Moment zu schliessen.


COEX

Die Abkürzung COEX steht für "Condensed Experience", was auf Deutsch "verdichtete Erfahrung" bedeutet. COEX-Systeme sind komplexe Strukturen von Emotionen, körperlichen Empfindungen und Gedanken, die sich in der Psyche eines Menschen festgesetzt haben und sich in tief verankerten und schwer veränderbaren Mustern bemerkbar machen. Im holotropen Atmen können COEX auftauchen, bearbeitet und so transformiert werden, dass sie sich auch im Alltag in konkreten Wahrnehmungs- und Verhaltensänderungen zeigen. Ein COEX zeigt sich häufig gleichzeitig im perinatalen, biographischen und transpersonalen Erleben. Ein Beispiel: Ich gerate in meinem Leben immer wieder in Beziehungen, in denen ich verlassen werde. Beim Holotropen Atmen kann mir bewusst werden, dass dieses Muster ein COEX ist, der sich auf verschiedensten Ebenen zeigen kann:

  • in meiner Kindheit, wo meine Eltern emotional nicht für mich da sein konnten

  • nach der Geburt, wo ich von meiner Mutter getrennt wurde

  • während der Schwangerschaft, wo meine Eltern gezweifelt haben, ob sie in diesem Moment ein Kind haben möchten

  • transgenerational mit der Erkenntnis, dass sich das Verlassen werden durch die vorhergehenden Generationen zieht, z.B. durch Verluste im Krieg etc.

Mit der bewussten Erfahrung des COEX und verschiedenster Interventionen und Körperarbeit (Focused Energy Release) beim Holotropen Atmen, kann der Atmende diese Energie lösen und die alten ungesunden Beziehungsmuster durchbrechen.


Dissoziation

Dissoziation bezieht sich auf einen Zustand der Trennung oder Desintegration von normalerweise zusammengehörenden Aspekten des Bewusstseins, des Gedächtnisses oder der Identität. Dissoziative Zustände können wir alle erleben wie zum Beispiel wenn wir auf "Autopilot" nach Hause fahren und uns nicht mehr erinnern können wie wir von a nach b gekommen sind oder was wir auf dem Weg gesehen haben. Je nach Traumahintergrund können diese Zustände in unterschiedlichen Graduierungen (von Tagträumen bis hin zur dissoziativen Persönlichkeitsstörung) auftreten. Auch beim holotropen Atmen kann vor allem bei einem Traumahintergrund eine vorübergehende Dissoziation sichtbar werden, die, wenn sie gut integriert werden kann, mit der Zeit weniger und weniger wird. Menschen, die wissen, dass sie schwere dissoziative Zustände haben, wird vor der Teilnahme an einem Holotropen Atemworkshop zu einer Abklärung und Abstimmung zwischen Facilitator und dem/der behandelten Arzt:in oder Psychotherapeut:in geraten.


Doing not Doing

Doing not Doing bezieht sich auf das Vertrauen in den inneren Prozess jeder Person. Für die Facilitator bedeutet es präsent zu sein für das was ist, ohne einzugreifen und ohne den Prozess des Atmenden zu versuchen zu steuern oder zu beeinflussen. Stattdessen wird dem Prozess gefolgt und der Atmende in dem was ist und was sich ausdrücken mag unterstützt. Doing not doing ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die Teilnehmenden ihrer eigenen inneren Kraft und Weisheit bewusst werden und selbst ermächtigen können.


Facilitator

Ein Facilitator ist eine Person, die eine holotrope Atemarbeitssitzung leitet bzw. im Team mitarbeitet, um eine sichere und unterstützende Umgebung für die Erfahrenden zu schaffen. Die Facilitator sind neben der Begleitung bei der Atemsitzung für die Vorbereitung sowie die Nachbearbeitung und Integration im Rahmen des Workshops verantwortlich. Facilitator werden im Rahmen des internationalen mehrjährigen GTT Programms in Transpersonaler Psychologie und Holotropen Atmen ausgebildet. Sie haben einen intensiven Weg tiefer innerer Arbeit hinter sich und unterliegen ethischen Richtlinien und Qualitätsstandards, die sie befähigen Menschen im sensiblen Raum der holotropen Bewusstseinszustände zu begleiten.


Facilitator Team

Ein Facilitator Team besteht aus mehreren Facilitatoren, die im Rahmen eines Holotropen Atemworkshops zusammenarbeiten und die Teilnehmenden bei ihren Erfahrungen begleiten und unterstützen. Eine der Qualitätskriterien für das Holotrope Atmen ist, dass es immer ein Team gibt und dieses divers zusammengestellt ist. Die Größe des Teams ergibt sich aus der Anzahl der Teilnehmenden. Zum Beispiel bei einem Workshop mit 20 Teilnehmer:innen, sollte das Team aus 4 Personen, bei 30 Teilnehmenden aus 6 Personen bestehen. Selbst bei einer Einzelsitzung ist es sinnvoll, dass zwei Facilitator oder ein Facilitator und ein Sitter anwesend sind. Ausgebildete Facilitator in Europa können über die Seite der Holotropic Association Europe gefunden und kontaktiert werden.


Focused Energy Release

Focused Energy Release bezieht sich auf eine bestimmte Form der Körperarbeit beim Holotropen Atmen. Ziel ist, den Atmenden dabei zu unterstützen psychische wie physische Blockaden und Traumata ins Bewusstsein zu holen, sie wahrzunehmen und anzuerkennen, um sie dann zu lösen und langfristig zu integrieren und zu transformieren. Wie die Körperarbeit abläuft wird allen Teilnehmenden im Rahmen der Vorbereitung durch eine ausführliche Einleitung ins Holotrope Atmen erklärt.


Grenzen

Vielen Menschen fällt es schwer Grenzen bei sich und anderen wahrzunehmen und anzuerkennen. Durch das sichere Set & Setting in der Gruppe und den inneren Bewusstwerdungsprozess wird die Wahrnehmung und der Umgang mit Grenzen geschult und die Selbstermächtigung gestärkt.


Gruppe

Die Gruppe setzt sich aus allen Beteiligten (Teilnehmer:innen und Facilitator) zusammen. Die Gruppe bildet gemeinsam einen sicheren Container beim Holotropen Atmen, bietet peer-support und darf als Projektionsfläche genutzt werden, um mit dem Awareness Positioning System (APS) zu arbeiten. Da die erste Gruppe, die wir erleben für die meisten Menschen die Familie ist, gibt es hier viel Potential zur inneren Arbeit. ;-) Häufig ergeben sich in der Gruppe auch hilfreiche Synchronizitäten und vor allem die Erfahrung von Sicherheit, Vertrauen und belastbaren Beziehungen. Daher wird auch empfohlen das Holotrope Atmen eher in der Gruppe als im Einzelsetting durchzuführen.


GTT

Grof Transpersonal Training ist eine internationale Ausbildungseinrichtung für Transpersonale Psychologie und Holotropes Atmen, die von Stan und Christina Grof in den 80er Jahren gegründet wurde. In Europa ist die Holotropic Association Europe für die Durchführung der Ausbildungsmodule zuständig.


GTT Module

GTT Module sind einwöchige Ausbildungsseminare im Rahmen des internationalen GTT Ausbildungsprogramms, das nach erfolgreicher Zertifizierung die teilnehmenden Personen, dazu ermächtigt Holotrope Atemworkshops anzubieten. Das besondere am GTT Programm ist, dass die Module im eigenen Rhythmus besucht werden können und somit in Einklang mit dem eigenen inneren Prozess stattfinden. Grundsätzlich stehen die Module allen Interessierten offen und können auch einzeln besucht werden.


Holding

Holding ist eine Form der Körperarbeit im Holotropen Atmen, die vor allem bei schwierigen Erfahrungen im frühkindlichen und vorsprachlichen Bereich zutiefst heilsam ist und auch Entwicklungstraumata lösen und positiv überschreiben kann.


Holotrop

Der Begriff "Holotrop" leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet "nach dem Ganzen strebend" oder "zur Ganzheit hin orientiert". Der Begriff "Holotrop" wurde von Dr. Stanislav Grof geprägt. In der Holotropen Atemarbeit wird der Begriff verwendet, um den Prozess der Atemarbeit zu beschreiben, bei dem es darum geht, das Bewusstsein zu erweitern und das Individuum in Verbindung mit dem "Ganzen" zu bringen, das bedeutet, mit dem universellen Bewusstsein oder der kosmischen Intelligenz. Durch den holotropen Zustand kann das Individuum seine tiefsten inneren Erfahrungen und Erkenntnisse erfahren, Vertrauen in die eigene innere Weisheit entwickeln und sich mit dem größeren Sinn des Lebens verbinden. Lese hierzu auch meinen kurzen Artikel "Der Seele Flügel verleihen".


Holotrope Atemsitzung

Eine Holotropope Atemsitzung besteht immer aus drei Komponenten.

  1. Die Atemsitzung

Eine Holotrope Atemsitzung wird von einem Facilitator und einem Sitter begleitet. Sie dauert circa 3 Stunden, wobei die Dauer vom dem sich entfaltenden Prozess abhängt und dementsprechend kürzer oder länger sein kann. Holotrope Atemsitzungen sind meist in einen Holotropen Atemworkshop eingebettet, der nach einem bestimmten Ablauf gestaltet ist. In der Regel sind zwei oder bei einem längeren Workshop vier Atemsitzungen inkludiert.

Eine detaillierte Beschreibung zum Holotrope Atmen findest du in meinem Artikel "Was ist das Holotrope Atmen":


Holotrope Erfahrungen

Holotrope Erfahrungen beziehen sich auf Erfahrungen, die im holotropen Atmen gemacht werden. Diese Erfahrungen können sich in Form von körperlichen Empfindungen, Emotionen, Bildern oder tiefen Erkenntnissen ausdrücken und in biographisches, perinatales oder transpersonales Erleben unterteilt werden. Diese Erfahrungen werden nicht von außen gesteuert, sondern entstehen ganz von selbst aus der inneren Erfahrungswelt, der sogenannten inneren Weisheit des Teilnehmenden. Die Erfahrungen können jedes Mal anders sein. Die Prämisse lautet: "Ich erfahre vielleicht nicht unbedingt, was ich mir erwarte, aber immer genau das, was ich in diesem Moment brauche."


Holotropic Association Europe

Holotropic Association Europe ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung und Verbreitung der Holotropen Atemarbeit und der Transpersonalen Psychologie unter Einhaltung ethischer Prinzipien und bestimmter Qualitätsstandards in Europa widmet. Sie ist außerdem legitimiert und verantwortlich für die Durchführung der Holotropen GTT Ausbildungmodule in Europa.


Hyperventilation

Häufig kommen Teilnehmende mit der Frage "muss ich jetzt stundenlang hyperventilieren, um in einen Holotropen Bewusstseinszustand zu kommen. Gerade bei Menschen, die schonmal Atemnot oder Panikattacken erlebt haben, ist diese Vorstellung sehr angstbesetzt. Leider ist Hyperventilieren ein Ausdruck, der in Zusammenhang mit dem Holotropen Atmen häufig fällt und den man in vielen Artikeln lesen kann. Beim Holotropen Atmen wird jedoch nicht hyperventiliert, sondern zu Beginn der Atemsitzung nur etwas schneller und tiefer geatmet als normal. Wie diese Atmung aussieht ist individuell sehr unterschiedlich. Nach wenigen Minuten spielt die Atmung keine Rolle mehr, da der Breather in den Holotropen Bewusstseinszustand eintaucht und sich die Atmung der jeweiligen Erfahrung anpasst. Zum Beispiel atmet jemand, der eine meditative transzendente Erfahrung macht anders als jemand, der gerade eine Trauererfahrung durchlebt oder jemand, der Wut oder Freude ausdrückt.


Innere Weisheit

Die Innere Weisheit, auch liebevoll Inner Healer genannt, bezieht sich auf das tiefe Wissen, das im inneren jeder Person vorhanden ist und zu dem sich im Holotropen Bewusstseinszustand ein Zugang eröffnet. Es wird sozusagen der Kontakt zu unserer Seele hergestellt und die natürliche Fähigkeit des Körpers und Geistes zur Selbstheilung und Regeneration die jedem Menschen inne ist, werden genutzt. Das Vertrauen auf die innere Weisheit jeden Menschen, ist ein Grundprinzip im Holotropen Atmen und Voraussetzung für die Selbstermächtigung des Einzelnen.


Integration

Integration ist neben der Vorbereitung und der eigentlichen Atemsitzung eine Hauptkomponente in der Holotropen Atemarbeit. Wie Stan und Christina Grof schreiben, sie ist mindestens so wichtig wie die Holotrope Atemsitzung. Integration bezieht sich auf den Prozess der Verarbeitung von Erfahrungen, die im holotropen Atmen gemacht wurden, um eine tiefere Verbindung und Ganzheit zu erreichen und die gewonnen Erkenntnisse auch im Alltag sinnvoll nutzen und umsetzen zu können. In jedem Holotropen Atemworkshop werden den Teilnehmenden konkrete Empfehlungen und Hinweise zur Integrationsarbeit mitgegeben. Während des Atemworkshops sind bereits integrative Elemente in Form von Mandala malen, Collagearbeit oder Tanz und Bewegung sowie einem Sharing enthalten.


Intervention

Intervention bezieht sich auf eine aktive Maßnahme, die von einem Facilitator oder einem Sitter ergriffen wird, um einen Erfahrenden im holotropen Atmen zu unterstützen. Eine solche Intervention findet ausschliesslich auf Einladung und mit Einverständnis des Breathers sowie im Rahmen von konkreten Vereinbarungen statt.


Kontraindikationen

Mögliche Kontraindikationen für Holotropes Atmen sind u.a. (schwere) Herz- Kreislauferkrankungen, Epilepsie, Psychosen, Schwangerschaft. Bei der Anmeldung zu einem Holotropen Atemworkshop werden die Teilnehmenden gebeten im Vorfeld einen Fragebogen auszufüllen und die Teilnahme gegebenenfalls mit dem behandelten Arzt/Ärztin abzuklären. Sollte man sich unsicher sein, ist es grundsätzlich sinnvoll im Vorfeld mit einem der Facilitator Rücksprache zu halten.


Mandala

Ein Mandala ist ein Kreismuster oder eine symbolische Darstellung, die in vielen Kulturen als spirituelles oder heiliges Symbol verwendet wird. Im holotropen Atmen wird den Teilnehmenden direkt im Anschluß an die Atemsitzung die Möglichkeit gegeben ein Mandala zu malen. Dies erlaubt einen ersten non-verbalen Ausdruck der gemachten Erfahrungen und kann später für die Integrationsarbeit verwendet werden.


Musik

Musik wird seit Jahrtausenden von Menschen genutzt, um in Trance zu fallen und veränderte Bewusstseinszustände zu erreichen und ist essentiell für das Holotrope Atmen. Hier wird gezielt Musik ausgewählt und zu einem Musik-Set zusammengefasst, um den holotropen Bewusstseinszustand zu unterstützen und zu vertiefen. Dabei ist das Musik-Set nach bestimmten Kriterien aufgebaut, die dem inner-psychischen Prozess im Rahmen einer Holotropen Atemerfahrung folgen. Die Musik spielt bei einer Atemsitzung in der Regel ca. drei Stunden, wobei die eigentliche Atemsitzung erst vorüber ist, wenn es der individuelle Prozess des Atmenden erlaubt. Die von GTT Facilitatorn zusammengestellte Musik Kollektion gibt einen Eindruck, was in den drei Stunden gespielt wird.


Perinatale Erfahrungen

Der Begriff perinatal bezieht sich auf die Erfahrungen eines Menschen von der Zeugung bis zur Geburt. Im Rahmen des Holotropen Atmens ist es möglich Zugang zu dieser Zeit zu bekommen. Mögliche auf diesen Erfahrungen beruhenden tiefe Glaubenssätze und Verhaltensmuster können erkannt und mit der Zeit gelöst und verändert werden. Oft sind die perinatalen Erfahrungen Teil oder Ursprung eines COEX. Stan Grof's Beschreibung der perinatalen Erfahrungen in vier Geburtsmatritzen und ihre Auswirkungen auf das menschliche Dasein, brauchen einen eigenen Artikel.


Pränatale Psychologie

Pränatale Psychologie bezieht sich auf die Erforschung der psychologischen Auswirkungen der pränatalen Erfahrungen auf die Entwicklung und das Verhalten eines Menschen. Viele von Stan Grof beobachtete und beschriebenen psychologische Muster werden heute von der pränatalen Psychologie bestätigt.


Präsenz

Bewusstes und achtsames Da-Sein ist eine der wichtigsten Facilitator Qualitäten, um die Teilnehmenden gut in ihrem Prozess unterstützen zu können.


Psycho-spirituelle Krise

Eine psycho-spirituelle Krise oder Spiritual Emergency bezieht sich auf eine tiefgreifende spirituelle Krise, die eine Person durchläuft, die oft von Symptomen wie Verwirrung, Angst und emotionaler Instabilität begleitet wird. In der Transpersonalen Psychologie wird die Psycho-spirituelle Krise als eine Wachstumschance gesehen und außergewöhnliche Erfahrungen dementsprechend in die Therapie mit einbezogen. Je nachdem wie sich die psycho-spirituelle Krise zeigt und manifestiert und je nachdem wie die Betroffenen damit umgehen, kann Holotropes Atmen hilfreich oder eine Kontraindikation sein.


Selbstermächtigung

Selbstermächtigung, auch self-empowerment wird im Rahmen des Holotropen Atmens explizit angestrebt und unterstützt. Wichtige Komponenten hierbei sind Doing not Doing, das Awareness Positioning System (APS) und das sichere Set & Setting.


Set & Setting

In einer holotropen Atemsitzung beziehen sich "Set" und "Setting" auf zwei wesentliche Elemente, die zur Gesamterfahrung und den möglichen Ergebnissen der Atemsitzung beitragen:

  1. "Set" bezieht sich auf die geistige Verfassung, den mentalen Zustand und die Absicht der Person, die eine holotrope Atemsitzung durchführt. Es umfasst ihre Überzeugungen, Erwartungen, Emotionen und insgesamt psychologische Vorbereitung. Set umfasst Faktoren wie die Bereitschaft der Person, sich auf den eigenen Prozess einzulassen, ihr Vertrauen in die eigene innere Weisheit und ihre Offenheit für das Empfangen und die Erforschung ihrer inneren Erlebnisse.

  2. "Setting" bezieht sich auf die physische und soziale Umgebung, in der die holotrope Atemsitzung stattfindet. Es umfasst Faktoren wie den physischen Ort, die Atmosphäre, das Vorhandensein geschulter Facilitator und das Gesamtbild.

Sowohl Set als auch Setting gelten als entscheidend, um das Potenzial der holotropen Atemsitzung optimal zu nutzen und werden im Rahmen der Vorbereitung bewusst etabliert.


Sharing

Sharing bezieht sich auf den Prozess des Teilens von Erfahrungen und Erkenntnissen, die während einer holotropen Atmungssitzung gemacht wurden. Ziel ist es die Integration und Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen. Die Teilnehmenden entscheiden hier selbst wie viel oder wie wenig sie von ihren Erfahrungen mitteilen möchten.


Sitter

Bei einer Holotropen Atemsitzung setzen sich die Teilnehmenden zu zweit zusammen und wechseln sich ab. Das heisst bei einer Atemsitzung ist Person A zuerst Breather und bei der zweiten Atemsitzung Sitter. Als Sitter ist die Person für den Atmenden präsent und gibt, wenn vom Atmenden gewünscht Unterstützung. Das Breather/Sitter Konzept dient mit dazu ein sicheres Set & Setting herzustellen und Peer Support zu gewährleisten. Die Sitter Rolle dient außerdem der Selbstermächtigung der einzelnen Teilnehmer:innen, stärkt die Präsenz und erlaubt genauso tiefe Erfahrungen und Erkenntnisse über sich selbst wie der eigentliche Atemprozess.


Transpersonale Erfahrungen

Transpersonal bezieht sich auf Erfahrungen, die das individuelle Selbst überschreiten und eine transpersonale oder spirituelle Dimension haben. Im Holotropen Atmen kann das Bewusstsein alles erleben, was im Universum existiert. Neben transzendenten Erfahrungen, ist es unter anderem möglich Tier- oder Naturbewusstsein zu erleben, in andere Zeiten und Kulturen einzutauchen, transgenerationale Erfahrungen zu machen oder sich mit Archetypen zu verbinden. Der transpersonale Erfahrungsraum bietet oft Zugang zu verschütteten Ressourcen und ist in sich unbegrenzt.


Transpersonale Psychologie

Die transpersonale Psychologie ist eine Disziplin der Psychologie, die sich mit den transpersonalen Aspekten der menschlichen Erfahrung und der Bedeutung von Spiritualität und Bewusstsein beschäftigt. Zu den wichtigsten Vertretern und Vertreterinnen der transpersonalen Psychologie gehören neben Stanislav und Christina Grof, die das Holotrope Atmen entwickelt haben, Abraham Maslow, Carl Gustav Jung, Roberto Assagioli, Jean Houston, Angeles Arrien und Ken Wilber. Im deutschsprachigen Raum ist vor allem Hanscarl Leuner zu nennen, der Begründer der katathym-imaginativen Psychotherapie.

Transzendenz

Eine Erfahrung, bei der man sich jenseits des normalen Bewusstseins befindet und ein tiefes Gefühl von Einheit, Verbundenheit und Erleuchtung erleben kann.


Trauma

Trauma bezieht sich auf eine schmerzhafte Erfahrung, die eine tiefe emotionale oder psychologische Wunde verursacht, die schwer zu verarbeiten ist und massive Folgen für das Leben der Betroffenen auf psychischer wie physischer Ebene hat. Hierunter fallen zum einen Erfahrungen, die unsere Grenzen und Unversehrtheit verletzen wie psychische, physische oder sexuelle Gewalt und Missbrauch. Und zum anderen das Fehlen von dem, was wir für eine gesunde Entwicklung brauchen wie zum Beispiel emotionale und körperliche Nähe, Liebe und Unterstützung. Alle Erfahrungen, die wir als Menschen von der Zeugung an auf unserem Lebensweg machen, werden in unserem Körper und unserem Unterbewusstsein gespeichert. Dies schliesst auch transgenerationale und kollektive Traumata ein. Das Holotrope Atmen ermöglicht es bei ausreichender Unterstützung und Begleitung dieses unbewusste und häufig verdrängte oder dissoziierte Material zugänglich zu machen, die gebundene Energie zu lösen und das traumatische Erleben sinnhaft zu integrieren. Da der Holotrope Bewusstseinszustand auch Zugang zu vorsprachlichen und perinatalen Erfahrungen ermöglicht, liegt hier ein großes Potential für die therapeutische Arbeit.


Verschwiegenheit

Verschwiegenheit bezieht sich auf die Verpflichtung von allen Beteiligten eines Holotropen Atemworkshops die Privatsphäre und Vertraulichkeit der Erfahrungen anderer zu wahren. Verschwiegenheit ist damit Teil eines sicheren Set & Setting.


Vertrauen

Das Vertrauen in die eigene innere Weisheit und damit dem eigenen Prozess bei allen Beteiligten (Facilitator, Breather, Sitter) ermöglicht es den Atmenden so tief zu gehen wie es gerade nötig und je nach Vertrauensstufe möglich ist. Vertrauen entwickelt sich mit der Zeit.


Vorbereitung

Vorbereitung bezieht sich auf den Prozess der Vorbereitung auf eine Holotrope Atemsitzung, der sich auf das Schaffen eines sicheren Raums, die Klärung von Absichten und Erwartungen und die Unterstützung durch Facilitatoren und Sitter konzentriert. Im Rahmen der Vorbereitung werden auch mögliche Kontraindikationen abgeklärt.


Was fehlt?

Du suchst einen Begriff rund ums Holotrope Atmen, den du hier nicht finden kannst? Schreibe mir eine Nachricht und ich nehme ihn gerne auf. Auch wenn sich aus dem Text weitere Fragen ergeben, kannst du dich gerne melden und ich werde versuchen sie in Folgeartikeln aufzugreifen.

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